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Resilienz Glossar: Die wichtigsten Begriffe rund um das Thema psychische Widerstandskraft einfach erklärt

Resilienz ist kein Alltagsbegriff, aber zunehmend auch außerhalb von Trainings- und Beratungsangeboten anzutreffen. Du hast darüber in Zeitschriften oder Online-Artikeln gelesen und möchtest mehr dazu wissen? Resilienz wird allgemein als „psychische Widerstandskraft“ definiert, die es uns ermöglicht, private und berufliche Krisen oder stark herausfordernde Situationen des Alltags zu meistern. Ich persönlich mag auch die Bezeichnung von Resilienz als unser „Immunsystem der Seele“ sehr.

Generell handelt es sich um ein sehr komplexes und vielschichtiges psychologisches Konstrukt, weshalb es keine einheitliche Definition und Analyse gibt. Auch die Vorgehensweise im Resilienz-Coaching ist individuell.

In diesem Artikel möchte ich einen umfassenden Überblick über das Spektrum von Resilienz geben und habe hier die wichtigsten Resilienz Begriffe in einem Glossar zusammengefasst. Ich überarbeite den Artikel laufend. Sollte ein von dir gesuchter Resilienz Begriff in diesem Glossar nicht gelistet sein, schreib mir einfach eine Nachricht.

Achtsamkeit 

Achtsamkeit (engl. mindfulness) hat seinen Ursprung in der knapp zweieinhalbtausend Jahre alten Satipatthana-Sutta der buddhistischen Lehre und Meditationspraxis. In der westlichen Kultur ist Achtsamkeit vor allem durch das Konzept Mindfulness Based Stress Reduction (MBSR) von Jon Kabat Zinn bekannt geworden. Achtsamkeit ist demnach eine besondere Form der Aufmerksamkeit, bei der man bewusst wahrnimmt, was im gegenwärtigen Moment ist, ohne zu urteilen.

Die Haltung der Achtsamkeit lässt sich mit den Eigenschaften bewusst, absichtslos, gegenwärtig, offen und akzeptierend beschreiben. In einem anderen Artikel beschreibe ich ausführlich die verschiedenen Dimensionen der Achtsamkeit. Besonders leicht für viele Menschen ist ihr Zugang in der Natur.

Demnach ist Achtsamkeit für mich eine Grundhaltung für Resilienztrainings bzw. die Stärkung individueller Resilienz. Sie ermöglicht eine wertungsfreie und akzeptierende Selbstreflexion und den Zugang zur eigenen inneren Stabilität.

Akzeptanz/ Akzeptanzfähigkeit

Eine Situation, Gegebenheit, Regelung oder Person zu akzeptieren – d.h. zu billigen, hinzunehmen, anzuerkennen – ist eine bewusste Entscheidung. Es bedeutet nicht automatisch, es gutzuheißen. Manche Gegebenheiten müssen aber hingenommen werden, um den eigenen Widerstand aufzulösen und nach vorne schauen zu können. Die Energie, die in Abwehr, Reaktanz, negative Gedanken, sabotierende Handlungen gesteckt wurde, wird somit frei und kann für Neues genutzt werden. Nur so ist (persönliche) Veränderung möglich.

Wir können eine Sache nicht verändern, wenn wir sie nicht akzeptieren.

C. G. Jung

Die Akzeptanzfähigkeit, also das Annehmen einer Situation – ist eine persönliche Stärke, die auch durch Resilienztraining entwickelbar ist.

Ambiguitätstoleranz

Ambiguitätstoleranz beschreibt die Fähigkeit, Mehrdeutigkeit auszuhalten. Darunter kann auch etwas Widersprüchliches oder Gegensätzliches fallen. Ambiguitäten zu vermeiden ist vor allem unter Unsicherheit eine sehr menschliche Eigenschaft, denn es baut psychische Spannungen ab.

Einfache und eindeutige Antworten auf Probleme sind aber in den komplexen Situationen der heutigen Zeit oft schwer zu bekommen – mit Ausnahme von populistischen oder radikalen Ansätzen.

Mehrdeutigkeit zuzulassen ist zwar anstrengend, aber ermöglicht auch, die Wirklichkeit in ihren unterschiedlichen Facetten wahrzunehmen und darauf zu reagieren. Daher ist diese Fähigkeit – auch wenn sie grundsätzlich in jungen Jahren gefestigt wird und daher schwer trainierbar ist – eine wichtige Komponente von Resilienztrainings. Denn aktueller denn je für das Zusammenleben oder die Zusammenarbeit mit anderen ist es, ein Bewusstsein dafür herzustellen und Mehrdeutigkeit zuzulassen.

BANI-Welt

Das BANI Modell entstand aus der Beobachtung, dass das VUCA Modell aus den 1990er Jahren die Anforderungen der heutigen Welt häufig nicht mehr erklären kann. Es wurde in 2020 vor dem Hintergrund von Klimawandel und Pandemie entwickelt. BANI trägt der Tatsache Rechnung, dass die Welt immer chaotischer und unberechenbarer wird und bietet ähnlich wie VUCA eine „Linse, durch die man sehen und strukturieren kann, was in der Welt geschieht“ (Stephan Grabmaier).

Das Akronym BANI steht für:

  • Brittle (Brüchig)
  • Anxious (Ängstlich)
  • Non-linear (Nicht-linear)
  • Incomprehensible (unbegreiflich)

Stephan Grabmaier beschreibt weiterhin, dass sich folgende mögliche Reaktionen auf diese neue Phase ergeben:

  • Mit Resilienz könnte Brüchigkeit begegnet werden
  • Empathie und Achtsamkeit könnten bei Angst mildernd wirken
  • Kontext und Anpassungsfähigkeit ist bei Nicht-Linearität erforderlich und
  • Transparenz und Intuition sind mögliche Reaktionen auf Unbegreiflichkeit.

Coping / Coping-Strategien

Coping ist ein Begriff aus dem Bereich Stressbewältigung. Unter Coping werden in der Psychologie alle Bemühungen und Anstrengungen einer Person bezeichnet, die sich in einer wichtigen, überfordernden und belastenden Situation befindet (Stressauslöser), in der sie zunächst keine individuellen Anpassungsmöglichkeiten hat (mangelnde Ressourcen). Coping bedeutet nur die Bemühungen, mit den Anforderungen der Situation umzugehen, nicht die erfolgreiche Bewältigungsstrategie selbst.

Entsprechend des Stressmodells von Lazarus kann nochmals unterschieden werden in:

  • Problemorientiertes Coping: durch entsprechende Handlung wird das Problem überwunden oder sich dem Problem angepasst
  • Emotionsorientiertes Coping: Abbau der emotionalen Erregung
  • Bewertungsorientiertes Coping: Neubewertung der Situation z.B. als Herausforderung oder Chance

Coping-Strategien werden unterteilt in destruktive, die nur der Ablenkung dienen und das Problem nur kurzfristig oder gar nicht lösen. Dazu gehören z.B. Alkohol, anderen die Schuld geben.

Konstruktive Coping-Strategien dagegen tragen zur langfristigen Lösung des Problems bzw. zur Auflösung des Stressempfindens bei. Das können kurzfristige Strategien sein wie z.B. Abreagieren durch Bewegung, Gedanken stoppen, Entspannen, Entschleunigen. Oder langfristige Strategien wie z.B. Opferrolle ablegen, die eigene Einstellung ändern, Unterstützung durch andere suchen, die eigene Gesundheit fördern.

Cynefin-Framework

Das Cynefin-Framework von Dave Snowden ist ein Wissensmanagement-Modell, mit dem sich Probleme, Situationen und Systeme beschreiben lassen. Das Modell bietet eine Typologie von Kontexten, mit deren Hilfe die Vielfalt an Situationen sortiert werden kann, in denen Entscheidungen zu treffen und Lösungen zu finden sind. Typische Kontexte nach dem Modell sind:

  • Clear: In diesem Kontext sind Ursache und Wirkung allen bekannt und es lassen sich bewährte Praktiken (Best Practice) anwenden
  • Complicated: In einem solchen Kontext benötigt die Ursache-Wirkung Beziehung zunächst einer Analyse oder Prüfung, bevor sich gute Praktiken (Good Practice) ableiten lassen.
  • Complex: Der Zusammenhang von Ursache und Wirkung lässt sich in einem solchen Kontext nur im Nachhinein feststellen. Die Vorgehensweise ist somit Testen-Beobachten-Reagieren (Emergent Practice).
  • Chaotic: Hier gibt es keine Ursache-Wirkung-Beziehung auf Systemebene und der Ansatz ist Handeln-Beobachten-Reagieren und somit innovative Praktiken.

Vor allem für Führungskräfte oder für Team-Resilienz-Workshops ist das Cynefin-Modell hilfreich, um Systeme und Situationen (gemeinsam) einzuordnen und passende Maßnahmen abzuleiten.

Definition: Individuelle Resilienz

Bild eines Baumes der auf einem kargen Felsen wächst als Sinnbild individueller Resilienz
Psychische Widerstandskraft – Immunsystem der Seele

Resilienz ist die seelisch-emotionale Widerstandskraft, um Stress, Krisen, Schicksalsschläge und besondere Herausforderungen zu bewältigen, ohne sich charakterlich verbiegen zu lassen. Resiliente Menschen sind in der Lage, das Beste aus Krisen und Schicksalsschlägen zu machen, daraus zu lernen und dadurch sogar über sich selbst hinauszuwachsen. Resilienz ist somit eine Art Immunsystem der Seele.

Es herrschen verschiedene Typologien von Faktoren vor, nach denen Resilienz analysiert und entwickelt werden kann (vgl. Resilienzfaktoren/-Wurzeln).

Definition: Team Resilienz

springende Personen vor Sonnenaufgang als Symbol von Team-Resilienz
Fähigkeit eines Teams die eigene Leistungsfähigkeit zu erhalten

Als Team-Resilienz wird die Fähigkeit eines Teams bezeichnet, belastende Situationen und Krisen gut zu bewältigen und dabei die eigene Leistungsfähigkeit zu erhalten, auch wenn die Rahmenbedingungen schwierig sind. In einer Welt mit schnellen Veränderungen und steigenden Anforderungen und zunehmender Ungewissheit (VUCA bzw. BANI-Welt) gewinnt diese Fähigkeit immer mehr an Bedeutung.

Die individuelle Resilienz einzelner Teammitglieder ist förderlich, aber nicht entscheidend. Wichtigere Faktoren sind vor allem ein hohes Kohärenzgefühl, psychologische Sicherheit, klare Strukturen/Ziele/Rollen und wahrgenommene Zuverlässigkeit. Daher unterscheiden sich Resilienztrainings für Teams teilweise sehr deutlich von denen für Einzelpersonen.

Die Förderung von Team-Resilienz ist ein sehr bedeutender und häufig neuer Anspruch an Führungskräfte.

Definition: Organisationale Resilienz

Bild eines Fabrikgeländes als Hintergrund für die Definition von Organisationaler Resilienz
Widerstandsfähigkeit von Organisationen in einem komplexen und dynamischen Umfeld

Als Organisatorische Resilienz wird die Fähigkeit eines Unternehmens, auch in einem komplexen und dynamischen Umfeld den Wandel vorauszusehen, zu überleben und zu wachsen beschrieben (Wikipedia). Wesentliche Merkmale sind dabei die strategische Anpassungsfähigkeit, ein agiler und selbstbewusster Führungsstil und eine verantwortungsvolle Unternehmensführung.

Von der British Standards Institution wurde ein Leitfaden (BS65000(2014)) entwickelt, der die Messung der organisationalen Resilienz und Maßnahmen zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit von Organisationen unterstützt.

Growth Mindset

Der Begriff Growth Mindest (deutsch: dynamisches Selbstbild) stammt von der Wissenschaftlerin Carol Dweck und wird vom Fixed Mindest (deutsch: statisches Selbstbild) unterschieden. Während letzteres mit der Überzeugung einhergeht, Fähigkeiten seien angeboren und wenig veränderbar, haben Menschen mit einem Growth Mindset die Haltung, dass Fähigkeiten jederzeit entwickelbar sind. Dies ist eine wichtige Voraussetzung, um mit Misserfolgen und Rückschlägen konstruktiv umzugehen.

Das Mindset steht in enger Verbindung mit der Selbstwahrnehmung, dem Selbstwert, der Wertschätzung gegenüber sich selbst und anderen, sowie der Widerstandsfähigkeit gegenüber Herausforderungen.

Mit einem Fixed Mindset wird die Widerstandsfähigkeit gegenüber Schwierigkeiten und Veränderungen massiv herabgesetzt, mit einem Growth Mindset gestärkt.

Intuition

Intuition lässt sich als eine unbewusste Urteilsbildung beschreiben, die durch einen gedanklichen Impuls oder eine Körperwahrnehmung schnell im Bewusstsein auftaucht. Dabei sind deren tiefere Gründe rational schwer nachvollziehbar.

Durch gezielte Achtsamkeitsübungen kann eine größere Bewusstheit und Schärfung der eigenen Intuition hergestellt werden, was u.a. bei Entscheidungsfindungen mehr Klarheit verschafft.

Kohärenzgefühl

Kohärenzgefühl ist der zentrale Begriff des Mediziners Aaron Antonovski im Forschungsgebiet der Salutogene (Gesunderhaltung). Er beschreibt es als ein tief sitzende Gefühl oder als Lebensorientierung, die darüber Auskunft gibt, wie man mit dem Leben oder mit Herausforderungen klarkommt.

Es setzt sich aus drei Komponenten zusammen:

  • dem Gefühl, Zusammenhänge zu verstehen;
  • dem Vertrauen darauf und der Überzeugung, das eigene Leben gestalten und bewältigen zu können; und
  • der Überzeugung, dass das Leben einen Sinn hat.

Nur wenn Menschen Herausforderungen als kohärent einschätzen, erleben sie sich als selbstwirksam. Und je stärker die Selbstwirksamkeit entwickelt ist (d.h. je mehr sie auf Ihre Fähigkeiten zur Problemlösung vertrauen), desto resilienter wird auf Krisen und Veränderungen reagiert. Ein hohes Kohärenzgefühl ist ein wichtiger Faktor von Team-Resilienz.

Kreativität

Die Fähigkeit, etwas zu erschaffen, das neu oder originell ist und dabei nützlich oder brauchbar ist (Wikipedia). Im Zusammenhang mit Resilienz ist Kreativität deshalb wichtig, weil krisenhafte Situationen, oft neue Wege und Vorgehensweisen benötigen. Kreativität ist dabei eng verbunden mit lösungsorientiertem Handeln.

Aus der Hirnforschung weiß man außerdem, dass kreatives Wirken die intrinsische Motivation fördert:

Jede Form der Kreativität, jede gute Idee führt dazu, dass das Belohnungszentrum im Gehirn spezielle Botenstoffe ausschüttet, die ein gutes Gefühl auslösen. Das wirkt motivierend. Und zugleich werden die Nervenzellen angeregt, sich stärker miteinander zu vernetzen. Auf diese Weise funktioniert Lernen von ganz allein, mit sehr viel Freude. Daraus entsteht ein innerer Antrieb, sich weiter auszuprobieren, etwas zu bewirken.

Gerald Hüter

Krise

Schwierige Lage, Situation, Zeit [die den Höhe- und Wendepunkt einer gefährlichen Entwicklung darstellt]; Schwierigkeit, kritische Situation; Zeit der Gefährdung, des Gefährdetseins (Oxford Languages Wörterbuch).

Im Zusammenhang mit Resilienz geht es nicht darum, eine Krise ohne Angst und Besorgnis zu überstehen, sondern die dabei entstehende Unsicherheit als Bestandteil einer Krise anzunehmen. Das stärkt die Akzeptanzfähigkeit und bildet mit lösungsorientiertem Denken den Ausgangspunkt für Wege aus der Krise.

Lösungsorientierung / Lösungsorientiertes Denken

Lösungsorientiertes Denken bezeichnet die Fähigkeit, nicht auf das Problem und seine Schwierigkeiten, sondern auf den Zielzustand und die dahin führenden Schritte zu fokussieren. Die gedankliche Beschäftigung der Situation, die in der Vergangenheit liegt, ist zur umfassenden Analyse erforderlich, ein Verharren darin allerdings nicht förderlich für ein zukünftiges Verlassen des Problemfeldes.

Der Lösung ist es egal, wie das Problem entstanden ist.

Steve de Shazer

Geeigneter sind daher Fragen wie:

  • Was kann ich aus dieser Herausforderung lernen?
  • Wie kann ich das schaffen?
  • Was brauche ich genau, um das Problem zu lösen?
  • Wer kann mich dabei unterstützen, mein Ziel zu erreichen?

Netzwerkorientierung

Personen mit ausgeprägter Netzwerkorientierung kümmern sich aktiv um wohltuende Kontakte und ein soziales Umfeld, das bei Herausforderungen und Krisen unterstützen kann. Dabei kommt es auf die Qualität der Beziehungen an, nicht auf die Quantität.

Zum Aufbau und Pflege eines unterstützenden Netzwerks ist die Haltung eines wohlwollenden Gebens und Nehmens wichtig. Nicht alle Kontakte bedürfen derselben Nähe, somit gibt es verschiedene Arten von Beziehungen. In einem gut funktionierenden Netzwerk weiß man, was von der jeweiligen Beziehung erwartet werden kann.

Opferrolle

Im Zusammenhang mit der Bewältigung von Herausforderungen und Krisen ist es naheliegend, dass sich als Opfer zu sehen, es äußerst schwer macht, selbst aktiv nach Lösungen zu suchen.

Raus aus der Opferrolle. Übernimm selbst die Verantwortung für dein Leben. Das hast du mit Sicherheit schon häufig gehört oder gelesen und dabei vielleicht für dich den Schluss gezogen, dass du dich selbst nicht als Opfer bezeichnen würdest.

Eine Opferhaltung beginnt allerdings schon in vielen kleinen, unbewussten Verhaltensmustern oder nicht förderlichen Gedanken.

So genügen manchmal z.B. schon kleine Veränderungen in der Sprache. „Ich möchte meine E-Mails noch beantworten, bevor ich Feierabend mache“ anstelle von „Ich muss noch die E-Mails beantworten“ macht deutlich, dass wir uns meist häufiger als wir denken, proaktiv entscheiden können, welche Prioritäten wir setzen, unser Leben nach unseren Bedürfnissen zu gestalten.

Optimismus (realistisch)

Optimismus (lat.: optimum, „das Beste“) ist eine zuversichtliche Grundhaltung mit positiven Erwartungen an die Zukunft. Realistischer Optimismus hilft gerade in schwierigen Situationen darauf zu vertrauen, dass es besser wird, ohne dabei mögliche Risiken komplett auszublenden, und ist eine wichtige Grundhaltung für Resilienzentwicklung. Häufig wird Optimismus als Faktor individueller Resilienz genannt.

Proaktivität

Der Begriff ist dem Englischen „Proactivity“ entlehnt und bedeutet eigeninitiatives (im Gegensatz zu reaktivem) Handeln, um eine Situation selbst bestimmend herbeizuführen. Dabei spielt Vorausplanung und Zielgerichtetheit eine bedeutende Rolle, damit es nicht nur Aktionismus ist. Proaktives Handeln geschieht frühzeitig, noch bevor von Außen eine Handlung erzwungen wird.

Proaktivität ist demnach eng verknüpft mit Selbstverantwortung oder dem Verlassen der Opferrolle. Außerdem ist es wichtig für die Fähigkeit Entscheidungen selbstbestimmt zu treffen ohne Einfluss von außen.

Psychologische Sicherheit

Psychologische Sicherheit beschreibt eine positive, vertrauensvolle Atmosphäre innerhalb eines Teams oder einer Organisation, durch die die Beteiligung der Teammitglieder wesentlich höher ist. Zentral dabei ist der Glaube der Personen innerhalb des Teams, dass Risiken eingegangen, Fehler zugegeben und Kritik geäußert werden kann, ohne negative Konsequenzen zu befürchten.

In einer großangelegten Google-Studie (Aristoteles) zeigte sich psychologische Sicherheit als entscheidender Faktor für den späteren Erfolg von Teams; viel wesentlicher als die Frage, welche Persönlichkeiten in einem Team aufeinandertreffen. Wie diese gefördert werden kann, ist ein wesentlicher Bestandteil meiner Team-Resilienztrainings.

Resilienzcoaching / Resilienztraining

Psychische Widerstandskraft ist auch im Erwachsenenalter entwickelbar, auch wenn sie in großen Teilen in der Kindheit ausgeprägt wurde.

Die Ansatzpunkte für die persönliche Entwicklung sind vielfältig und teilweise je nach Ausgangslage individuell sehr unterschiedlich. Das ist der größte Vorteil einer 1:1 Begleitung im Resilienz-Coaching. Hierbei kann mehr Selbstreflexion gefördert und eigene Erkenntnisse in den Prozess eingebracht werden.

Aber auch gut konzipierte Resilienztrainings in Gruppen bieten viel Raum zur Reflexion. Dabei merkt man, dass man mit vielen Themen nicht alleine ist und kann in den Austausch mit anderen gehen, um unterschiedliche Perspektiven kennenzulernen (vgl. hier auch mein Artikel zu Vor- und Nachteilen von Resilienztrainings)

Resilienzfaktoren (auch Resilienz-Säulen, -Schlüssel, -Wurzeln genannt) 

In der Fachliteratur wird zur Analyse und Förderung der psychischen Widerstandskraft verschiedene Faktoren unterschieden, die individuell unterschiedlich ausgeprägt und entwickelbar sind. Gelegentlich wird auch von Resilienz-Schlüsseln oder im Rahmen von Natur-Resilienz-Training von Resilienz-Wurzeln gesprochen. Es besteht keine durchgehende Einheitlichkeit über die genannten Faktoren. Am häufigsten genannt werden Akzeptanz, Optimismus, Selbstwirksamkeitserwartung, Lösungsorientierung, Verlassen der Opferrolle, Netzwerkorientierung, Zukunftsplanung. Andere Ansätze beinhalten außerdem Achtsamkeit, Empathie oder Impulskontrolle.

Ich halte die Unterscheidung in Haltungs- und Handlungsfaktoren für zielführend.

Die Haltung der Achtsamkeit ist meines Erachtens eine wichtige Ausgangsbasis. Denn das bewusste Wahrnehmen der eigenen (emotionalen, körperlichen und geistigen) Reaktionen im jeweiligen Moment ermöglicht Selbstreflexion und Selbsterkenntnis. Zu den weiteren Grundhaltungen zählen für mich Akzeptanz, Optimismus und Empathie.

Eher handlungssteuernd wirken Lösungsorientierung, Netzwerkorientierung, Zukunftsplanung und zielorientiertes Handeln. Das übergeordnete Ziel ist das Erleben eigener Selbstwirksamkeit. Angefangen in kleineren, aber bislang unbekannten Alltagssituationen abseits automatischer Routinen, bis hin zu Situationen großer Ungewissheit in Krisen und Veränderungsprozessen.

Salutogenese

Im Gegensatz zur medizinischen Pathogenese (Ursachen von Krankheitsbildern und deren Heilung) beschrieb Anton Antonovsky in den 1990er Jahren erstmals Faktoren und deren Wechselwirkung, die zur Entstehung und Erhaltung von Gesundheit wichtig sind.

Das Forschungsinteresse der Salutogenese richtet sich auf die Stärkung von Ressourcen, um den Organismus gegen schwächende Einflüsse widerstandsfähiger zu machen. Resilienz als psychische Widerstandskraft lässt sich demnach in das Gesamtkonzept einordnen.

Der Gesundheitszustand eines Menschen wird nach Antonovsky wesentlich durch eine allgemeine Grundhaltung eines Individuums gegenüber der Welt und dem eigenen Leben bestimmt (siehe Kohärenzgefühl).

Selbstbild (dynamisch)

siehe Growth Mindset

Selbstwirksamkeit / Selbstwirksamkeitserwartung

Selbstwirksamkeit beschreibt das Vertrauen in sich, dass man etwas bewirken kann. Es ist die innere Überzeugung, durch eigene Fähigkeiten und Kompetenzen Dinge verändern zu können und zu einem positiven Abschluss zu bringen. Dabei geht es um die persönliche Sammlung der eigenen individuellen Stärken und Kompetenzen, nicht um die Zuschreibungen anderer. Hilfreich dafür ist es, in gutem Kontakt mit sich selbst und mit seinem Körper zu sein.

Der Begriff wurde vom Psychologen Albert Bandura geprägt. Seinen umfangreichen Untersuchungen zufolge lässt sich die eigene Selbstwirksamkeitserwartung stärken, indem man:

  1. eigene Erfolgserlebnisse schafft
  2. stellvertretende Erfahrungen macht
  3. verbale Ermutigung sucht
  4. physiologische und emotionale Erregung steuert

Ein, wie ich finde, sehr passendes Zitat lautet:

Selbstwirksamkeit ist wie Selbstvertrauen, nur krasser

Jan Lenarz

Für mich ist die Stärkung der eigenen Selbstwirksamkeit ein Hauptziel von Resilienz-Entwicklung. In meinen Resilienz-Coachings und Trainings liegt der Fokus nicht nur auf dem Glauben daran, Herausforderungen aus eigener Kraft meistern zu können, sondern diese Überzeugung auch (körperlich-emotional) zu spüren und Schritt für Schritt in die Umsetzung zu kommen.

VUCA- Welt

Das Wort VUCA kommt ursprünglich aus dem amerikanischen Militär. Es beschreibt neuartige Zustände in Kriegsgebieten, die unbekannte Bedingungen mit sich bringen und ist ein Akronym für Volatility, Uncertainty, Complexity und Ambiguity. Im Deutschen steht VUKA entsprechend für Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität.

Auch die Arbeitswelt der letzten zwei Jahrzehnte lässt sich mit diesen Begriffen beschreiben. Häufig wird dabei von der VUCA Welt gesprochen. Sie beschreibt unsere sich stetig ändernde Geschäftswelt, die zunehmend schneller, unvorhersehbarer, unsicherer und komplexer wird und damit große Herausforderungen für Unternehmen mit sich bringt. Ambiguitätstoleranz wird dadurch zu einem wichtigen Resilienzfaktor.

Durch sich verschärfende globale Krisen seit 2020 wird VUCA durch das Akronym BANI erweitert.

Vulnerabilität

Vulnerabilität heißt übersetzt Verwundbarkeit oder Verletzlichkeit und wird in der Psychologie als das Gegenteil von Resilienz bezeichnet. Vulnerable Personen werden demnach leichter emotional verletzt und haben eine höhere Gefahr, psychisch zu erkranken.

Zielgerichtetes Handeln

Zielgerichtetes Handeln bedeutet, die eigenen Entscheidungen und Handlungen an einem oder mehreren übergeordneten Zielen auszurichten. Durch entsprechende Zielorientierung lassen sich Vorhaben auch bei Rückschlägen und auftauchenden Herausforderungen verfolgen.

Für die konkrete Umsetzung kann die Formulierung von SMART Zielen (Spezifisch, Messbar, Attraktiv, Realistisch, Terminiert) helfen. Wichtig für die Zielerreichung ist aber vor allem auch die persönliche Motivation. Dafür eignet sich daher auch die Formulierung sogenannter Motto-Ziele (nach dem Storch/Krause), d.h. Ziele auf der Haltungsebene, die eine starke Sogwirkung durch die Aktivierung unbewusster emotionaler Regionen in unserem Gehirn erreichen können. In Resilienz-Trainings nach ZRM wird diese Aktivierung durch Visualisierungen und Körperanker unterstützt.

Zukunftsorientierung

Zukunftsorientierung wird häufig als einer der individuellen Resilienzfaktoren bezeichnet und ist eng mit Zielorientierung verbunden. Es bedeutet, das Leben und die eigene Zukunft zu planen. Dazu bedarf es dem Antrieb, die Ziele erreichen zu wollen, aber auch der praktischen Umsetzungsplanung zu deren Erreichung.

Durch das Schaffen von aktivierenden Zukunftsplänen wird die Opferrolle verlassen und andere Resilienzwurzeln wie eine positive Selbstwirksamkeitserwartung und Optimismus ebenfalls aktiviert.

Du möchtest noch mehr zum Thema Resilienz erfahren oder deine Selbstwirksamkeit im Umgang mit Veränderungen stärken? Hier findest du Angebote zur 1:1 Begleitung (Resilienz-Coaching), in Gruppen (Natur-Resilienz-Trainings), zur Stärkung der Team-Resilienz oder resilienzorientierte Führung.

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Hallo, ich bin Bianca

Ganzheitliche Karriere- und Resilienz-Coach, Schatzgräberin im inneren Reich der Potenziale und Mutmacherin in der Veränderung.
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