Die Vorbereitung auf ein Job-Interview ist meist mit großer Unsicherheit verbunden. Vor allem, wenn das letzte Vorstellungsgespräch einige Jahre zurückliegt. Welche Fragen werden die Gesprächspartner wohl stellen? Wie kann ich mich am besten auf mögliche Fragen vorbereiten? Auch mir wird im Rahmen von Karriere-Coachings häufig die Frage gestellt: Sie waren doch mal im Personalbereich tätig. Sagen Sie mal, was sind denn die typischen Interviewfragen von Personalern? Wenn ich das ganz genau wüsste, könnte ich mit einer entsprechenden Beratung sehr reich werden 😉 In diesem Artikel gehe ich kurz auf die Vorbereitung auf mögliche Fragen ein. Mein unbedingter Tipp für eine Vorbereitung auf ein Job-Interview ist aber, einen persönlichen Elevator Pitch vorzubereiten. Warum ich das für wichtig erachte und wie du diesen in 3 einfachen Schritten vorbereiten kannst, erfährst du hier.
Vorbereitung auf mögliche Fragen beim Job-Interview
Natürlich gibt es viele Ratgeber zu dem Thema Vorbereitung auf Job-Interviews und hier sogenannte „typische Interviewfragen“ wie: Was sind Ihre größten Stärken und Schwächen? Sind Sie eher Teamplayer oder Einzelkämpfer? Was würden ehemalige Vorgesetzte oder Kollegen über Sie sagen? Wo sehen Sie sich in 5 Jahren? Diese Fragen habe ich in meiner Zeit im Personalmanagement nie gestellt, da ich mir davon nur vorbereitete, sozial erwünschte Antworten erwarte. Ich bereitete für alle Gespräche jeweils individuelle, auf das Stellenprofil zugeschnittene Fragen vor. Ich weiß aber von einigen Fällen, dass solche Standardfragen auch tatsächlich gestellt wurden. Deshalb kann es durchaus sinnvoll sein, hierfür Antworten vorzubereiten. Sehr wichtig erachte ich die Auseinandersetzung mit den eigenen Werten, Kompetenzen und die Analyse bisheriger Herausforderungen und eigener Erfolge. Für die Aufbereitung und geeignete Darstellung derselben setze ich mit meinen Kunde:innen gerne die CAR-Methode ein (hierzu bald ein separater Blog-Beitrag).
Warum ein persönlicher Elevator Pitch für Job-Interviews sinnvoll ist
Ein Elevator Pitch im klassischen Sinn ist vor allem bekannt aus dem Marketing zur Darstellung einer Geschäftsidee. Der Begriff erklärt sich damit, dass es darum geht, eine Person in einem sehr kurzen Zeitraum von einer Idee zu überzeugen bzw. im Gedächtnis für Folgekontakte zu bleiben. Der Zeitraum für einen solchen Pitch wird definiert als die Dauer einer Fahrt mit einem Aufzug (Elevator).
Die Parallelen zu einem persönlichen Elevator Pitch liegen darin, dass es auch hier darum geht, bei Gesprächspartnern Aufmerksamkeit auf etwas zu lenken und von etwas zu überzeugen – in diesem Fall nicht die Überzeugung von einer Idee, sondern die Überzeugung von der eigenen Person. Und dies in einem ebenfalls kurzen Zeitraum zu Beginn des Gesprächs. Nämlich dann, wenn die Interviewpartner dich einladen, von dir zu erzählen: Stellen Sie sich doch mal kurz bei uns vor! Was dürfen wir von Ihnen wissen?
Darin liegt für dich der Hauptvorteil der Methode. Zu Beginn des Gesprächs hast du die (vielleicht einzige) einmalige Chance ungeachtet von vorbereiteten Fragen frei von dir zu erzählen und von dir zu überzeugen.
Die Dauer kann dabei durchaus etwas länger sein als die üblichen 60-90 Sekunden eines klassischen Elevator Pitchs. Ich empfehle eine Dauer zwischen 2 und 3 Minuten. Das entspricht der Zeitspanne, in dem dein Gegenüber dir die volle Aufmerksamkeit schenken und sich das Gesagte (einigermaßen) behalten kann. Und bei entsprechender Vorbereitung lässt sich in 2 bis 3 Minuten auch viel sagen.
Meine effektive 3-Schritt-Methode zur Erstellung eines Elevator Pitch für Job-Interviews
Auch zu diesem Thema gibt es zahlreiche Ratgeber, die sich meist an den Marketing Pitches orientieren. Es gibt Anleitungen mit bis zu 10 Schritten oder die bekannte AIDA Methode – Attention, Interst, Desire, Action. In diesem Artikel teile ich die Methode, die ich selbst anwende, für einfach durchführbar und sehr effektiv erachte. Damit ist der persönliche Elevator Pitch einerseits in einfachen Schritten erarbeitet und außerdem später leicht abrufbar. Das ist unter Aufregung während eines Vorstellungsgesprächs ein weiterer wichtiger Vorteil.
1. Schritt: Relevante Begriffe sammeln
Schreibe zu jeder Überschrift der Leit-Kategorien im ersten Schritt so viele Begriffe, wie dir einfallen, die dich und deine Erfahrungen gut beschreiben. Löse dich hier bewusst vom Job-Profil, auf das du dich beworben hast, sondern konzentriere dich darauf, was wirklich dich beschreibt. Schreibe idealerweise auf Karten, die du später frei umsortieren kannst. Du kannst dich dabei bereits an folgenden Leit-Kategorien orientieren:
- Ich bin…
- Ich kann…
- Ich will…
Bei „Ich bin“ passen vor allem Ausbildungen, Studiengänge, Zusatzqualifikationen, einschlägige Berufsbezeichnungen. Zu „Ich kann“ passen vor allem deine Erfahrungen ggf. mit Jahresangaben (z.B. 10 Jahre Erfahrung im IT-Management, 5 Jahre im Vertriebscontrolling), aber auch besondere Eigenschaften oder Stärken von dir. Bei „Ich will“ kannst du zunächst alles aufschreiben, was dir bei einem zukünftigen Job wichtig ist.
2. Schritt: Begriffe sortieren und fokussieren
Ordne die Begriffe nun konkret den Kategorien „Ich bin/Ich kann/ Ich will“ zu und sortiere dabei auch aus, in dem du dich auf das Wichtigste und Wesentlichste konzentrierst. Der Fokus liegt dabei jetzt auf dem konkreten Job-Profil, auf das du dich beworben hast. Vielleicht hast du neben einer Ausschreibung auch noch Informationen von der Website der Organisation oder aus einem Telefonat, das du vor deiner schriftlichen Bewerbung geführt hast.
Hier ein paar Beispiele für die Anpassung an das jeweilige Job-Profil: Du hattest bisher eine Stabsstelle inne, bewirbst dich jetzt aber auf eine Stelle in einem größeren Team? Dann erwähne bereits in deiner Kurzvorstellung, dass du gezielt nach einer Zusammenarbeit mit anderen Fachexperten suchst, da dir bisher oft der Austausch fehlte. Du hattest eine sehr generalistische Position inne, die potenzielle Stelle beinhaltet nun allerdings ein Spezialgebiet? Erkläre direkt, weshalb dich die Fokussierung anspricht.
Wähle auch gezielt Stärken und besondere Erfolge aus der Sammlung von Schritt 1 aus, die du benennen willst, die deiner Meinung nach gut zur wahrgenommenen Unternehmenskultur passen. Achtung! Das soll nicht bedeuten, dass du dich verstellst und Begriffe nutzt, die du auf der Website oder in der Ausschreibung gelesen hast. Die Beschreibung sollte immer auch zu dir passen, denn spätestens bei interessierten Nachfragen der Zuhörenden wird deutlich, ob du authentisch bleibst.
3. Schritt: Sätze bilden und Übergänge schaffen
Hast du die Karten in Schritt 2 (aus-)sortiert, lege jetzt eine für dich passende Reihenfolge innerhalb der 3 Hauptkategorien fest und formuliere (Teil-) Sätze dazu. Diese musst du nicht wortwörtlich aufschreiben und auswendig lernen. Es genügt oft, wenn du die Karten mit den Begriffen vor dir ausgelegt siehst oder an eine Wand gepinnt hast und dir dann Satzübergänge notierst. Diese dienen als Anker für das spätere einfachere Abrufen.
Nun sprich deinen persönlichen Elevator Pitch 3 bis 4 Mal laut mit den gepinnten Kärtchen und Satzübergängen frei aus. Dabei kannst du ruhig variierende Satzformulierungen wählen und schauen, was besser zu deiner üblichen Art zu sprechen passt. Nimm dich dabei gerne mit dem Handy auf, dann stellst du auch gleichzeitig die Gesamtdauer fest. Mit dieser Vorbereitung bist du bestens gewappnet auf die Aufforderung: Stellen Sie sich doch zunächst mal kurz vor!
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