Du merkst, dass du beruflich etwas verändern möchtest? Dann kann dir sowohl Karriereberatung als auch Laufbahncoaching weiterhelfen. Es kommt auf die Fragestellung an und wie tief du mit deinem Berater:in oder Coach eintauchen möchtest. Das bestimmt den Unterschied.
Von der Karriereleiter zur Mosaikkarriere

Lange Zeit war der Aufstieg auf der Karriereleiter das Ziel der beruflichen Weiterentwicklung. Fragten Fachkräfte bei ihren Vorgesetzten oder in den Personalabteilungen nach Entwicklungsmöglichkeiten so erhielten sie bei entsprechender Fürsprache die Möglichkeit an internen oder externen Programmen für angehende Führungskräfte teilzunehmen. Neben den Aufstiegsmöglichkeiten zur Führungskraft gab es in vielen Unternehmen noch die Möglichkeit der Weiterbildung im klassischen Projektmanagement und dem anschließenden Einsatz als Projektleiter:in.
Nicht zuletzt durch die Einführung oder Entwicklung zu Agilen Organisationen und einer damit einhergehenden zunehmenden Abschaffung von Hierarchieebenen in den letzten Jahren zeigen sich deutliche Umbrüche.
Berufliche Laufbahnen werden vielschichtiger und individueller.
Man ist mal Teamleiter:in, dann als Fachexpert:in in zeitlich begrenzten Projektteams im Einsatz, ist als Changebegleiter im Transformationsprozess involviert oder steigt nach beruflichen Auszeiten wie beispielsweise Elternzeit mit geänderten Arbeitszeiten wieder ein. Viele sogenannte Potentialträger oder Fachkräfte jüngerer Generationen sind auch nicht mehr bereit andere Lebensbereiche ihrer Karriere unterzuordnen.
Diese Entwicklungen erfordern ein Umdenken auf mehreren Ebenen. Die Unternehmensbereiche Talent Management bzw. strategische Personalentwicklung sollten ihre Programme flexibler gestalten bzw. sogar individualisieren. Die Unternehmensleitung und die bestehenden Führungskräfte müssen erkennen, dass die beruflichen Lebensläufe nicht mehr dem Bild einer Leiter sondern eher einem Mosaik gleichen. Und die einzelnen Mitarbeitenden können sich nicht auf vorgegebene Weiterbildungsprogramme verlassen, sondern sind in der Verantwortung ihre Laufbahnentwicklung selbst in die Hand zu nehmen und ihre Lernprozesse aktiver mitzugestalten.

Nicht immer passen die Rahmenbedingungen, sind die notwendigen Ressourcen vorhanden oder ist das Verständnis für die Anforderungen auf allen Ebenen gleich, um das notwendige interne Teamwork zwischen Mitarbeitenden, Vorgesetzten und Personalmanagement bei der Karriereplanung zu ermöglichen.
Hier kann die Unterstützung von externen Karriere- bzw. Laufbahncoachs besonders hilfreich sein.
Karriereberatung: konkrete und klar abgegrenzte Themen
Welche Chancen habe ich mich einen Schritt weiterzuentwickeln? Wie erreiche ich das in meinem aktuellen Unternehmen? Welche Qualifizierungsmaßnahme würde mir helfen? Oder ist ein Wechsel in meiner aktuellen Situation sinnvoller? Für diese oder ähnliche Fragen ist eine Karriereberatung geeignet. Dabei steht ein konkretes karrierespezifisches und klar abgegrenztes Thema im Zentrum. Der Berater oder die Beraterin steht hier mit dem Rat als Expert:in zur Seite, nutzt die Kenntnisse des Arbeitsmarktes, zeigt Chancen und Möglichkeiten auf und spricht mögliche Risiken an.
Gerade auch für Berufseinsteiger:innen kann eine frühzeitige Karriereberatung ein sehr guter erster Schritt sein, um von diesem Wissens- und Erfahrungsvorsprung der Experten zu profitieren.
Laufbahncoaching: ganzheitliche Betrachtung
Geht es um Themen wie Neuorientierung aufgrund von Unterforderung oder Unzufriedenheit im aktuellen Job oder weil man mehr auf die Balance verschiedener Lebensbereiche achten und beruflich einen Gang zurückschalten möchte, ist ein Karriere- bzw. Laufbahncoaching sinnvoll.
Wird der aktuelle Job oder sogar der erlernte Beruf grundsätzlich überdacht, ist es wichtig auch die anderen Bereiche des Lebens in den Fokus zu nehmen. Dazu gehört das soziale Umfeld, die finanziellen Rahmenbedingungen und die möglichen Zusammenhänge. Aber auch die Betrachtung der eigenen langfristigen Ziele, Wertvorstellungen und tief verankerte Glaubenssätze kann hilfreich sein. Habe ich diesen Weg aus voller Überzeugung eingeschlagen oder weil es zu dieser Zeit ein „guter Beruf“ war? Wie stehe ich heute da? Welche weiteren Rollen nehme ich in meinem aktuellen Umfeld ein?
Hierbei wird schnell klar: eine ganzheitliche Betrachtung ist nötig.
Der Coach wirkt dabei als Prozessbegleiter:in und gestaltet diesen durch geeignete Fragen und Interventionen. Der Coachee bekommt nicht gesagt was er machen soll, sondern wird durch diesen sehr individuellen Prozess geführt, um seinen eigenen Weg zu finden.
Inhalte eines Laufbahncoachings
Ich verwende den Begriff des Laufbahncoachings anstelle von Karriere-/ oder Job-Coaching, da wie aus den bisherigen Ausführungen deutlich wird, für mich das Bild einer Laufbahn, deren Verlauf man selbst anlegt und immer wieder verändert, besser passt. Gängiger sind die Begriffe Karriere-/ oder Job-Coaching, die dasselbe zum Ziel haben:
Eine individuelle Prozessbegleitung seitens des Coachs mit dem Blick auf das große Ganze.
Welche Themen können Laufbahncoachings zum Inhalt haben? Grundsätzlich so unterschiedliche und vielseitige Themen wie jeder Coachee individuell einbringt. Hier möchte ich dennoch ein paar Inhalte nennen, die sehr häufig Bestandteil beruflicher Coachings sind:
- berufliche Neuorientierung oder auch Erstorientierung
- Erkennen von persönlichen Ressourcen und Potenzialen
- Analyse von Kompetenzen
- Entwicklung von Stärken
- Laufbahnplanung
- Visions- und Strategieentwicklung
- Selbstmarketing und Bewerbungsbegleitung
- Selbstführung
- Geschäftsidee-/Gründungsentwicklung
- Begleitung in den neuen Job
Förderung von Selbstverantwortung und Lösungskompetenz
Zum Abschluss noch ein Gedanke zur nachhaltigen Wirkung von Coaching als langfristige Kompetenzentwicklung auch nach erfolgreicher Beendigung des beruflichen Coachings.
Henne oder Ei, was ist zuerst da: Ist Selbstverantwortung die Voraussetzung für Coaching oder das Ergebnis eines erfolgreichen Coachingprozesses? Ich denke beides trifft zu.
Es erfordert zum einen viel Selbstverantwortung ein Coaching von sich aus einzufordern oder sich aktiv auf die Suche nach einem geeigneten Coach zu machen. Aber auch wenn die Empfehlung von außen kommt, sei es durch den Vorgesetzten, einem Personalmanager:in oder durch einen Arbeitsvermittler:in, die Entscheidung dafür, sich auf einen Coachingprozess einzulassen, trifft der Coachee selbst.
Coaching in der oben beschriebenen Haltung eines Coaches fördert auch wiederum sehr stark die Selbstverantwortung des Coachee. Denn nimmt man die Impulse und Fragen des Coaches auf und reflektiert sie hinsichtlich der ganz individuellen Situation trainiert dies die eigene Lösungskompetenz.
Sind die dadurch eingeschlagenen Wege erfolgreich – beispielsweise durch eine Einladung zu einem Zweitgespräch, eine erfolgreiche Vertragsverhandlung, die Anmeldung zu einer zielgerichteten Weiterbildung oder auch das aktive Suchen nach Gesprächen mit Vorgesetzten, Kollegen oder Menschen im privaten Umfeld – so verinnerlicht man nach und nach die positive Selbstwirksamkeit des eigenen Tuns.