„Wie geht es Dir?“ Die Frage zur Rückmeldung unseres Wohlbefindens zeigt die sprachliche Bedeutung, die wir dem Gehen beimessen. Gehen ist eine für uns einfache und bereits seit frühester Kindheit erlernte Fähigkeit und gleichzeitig auch eine eindrückliche Ausdrucksform. So wie die Art des Gehens durch kognitive und emotionale Zustände beeinflusst wird, können sich Änderungen der Körperhaltung und der Gangart umgekehrt auch positiv auf unsere mentalen und emotionalen Prozesse auswirken. Dieses Wissen kann bei Interventionen im Naturcoaching genutzt werden.
Die Arbeitslosen von Marienthal – Gehgeschwindigkeit als Indikator für Resignation
In einer der ersten umfänglichen Forschungsstudien der empirischen Soziologie wurden die sozio-psychologischen Auswirkungen von Arbeitslosigkeit in einem Ort untersucht, in dem während der Wirtschaftskrise 1929-1933 so gut wie alle dort lebenden Menschen ihre Arbeit verloren. Die Studie fand besondere Beachtung, da nachgewiesen wurde, dass Langzeitarbeitslosigkeit nicht wie erwartet zu einer Revolte, sondern zu Resignation führt (Wikipedia).
Welche Verbindung besteht aber nun zu diesem Artikel?
Mir kam diese Studie, die ich vor vielen Jahren im Rahmen meines Studiums kennenlernte, direkt ins Gedächtnis als ich in einer Übungsanleitung zum Naturcoaching den Satz „wie du gehst, so geht es dir“ las. In der Untersuchung der Auswirkung der Arbeitslosigkeit wurde nämlich neben vielen Erhebungen wie Interviews mit den Betroffenen auch die Gehgeschwindigkeit als ein qualitatives Merkmal gemessen. Es zeigte sich, dass die Geschwindigkeit, in der die Bewohner des Ortes Marienthal einen bestimmten Gehweg entlang gingen über die Zeitspanne langsamer wurde. Am deutlichsten nachweisbar war das Phänomen bei den „Resignierten“, also denen, die keine berufliche Perspektive mehr sahen.
Wechselspiel zwischen Kognitionen, Emotionen und Körpergeschehen
Für viele körperliche Leiden lassen sich bekannterweise keine körperlichen Ursachen finden. Damit setzt sich die Psychosomatik, bei der der Einfluss psychischer Prozesse auf Krankheiten und körperliche Schmerzen untersucht wird, auseinander.
Die Embodiment Forschung bedient sich aktueller neurowisschenschaftlicher Erkenntnisse und beschäftigt sich mit dem Wechselspiel zwischen Kognitionen, Emotionen und Körpergeschehen. Besonders interessant für mögliche positive Interventionen im Coaching ist dabei die Erkenntnis, dass unser Körpergeschehen Gedanken und Gefühle und daraus resultierendes Verhalten beeinflussen kann. Sozusagen die somatopsychische Betrachtung. Zu Körpergeschehen gehören dabei: Körperzustände, -ausdruck, -bewegungen, -stellungen, -spannung, und -haltung (Carsten Gans).
Gehen als Intervention ist unter anderem eine Unterscheidung von Naturcoaching zu sogenannten „Walk&Talk“ oder „Coaching To Go“ Angeboten. Der Ausdruck des Körpers beim Gehen kann genutzt werden, um die Psyche positiv zu beeinflussen und kann als Motivator und Antreiber für zielgerichtetes Handeln wirken (vlg. u.a. Storch et al. 2006).
Um dir einen Eindruck des Potenzials von Naturcoaching zu vermitteln möchte ich in einer folgenden Beitragsreihe Beispiele der Variation des Gehens als Coachingübungen aufzeigen. Die Anleitungen eignen sich nur teilweise für das Selbstcoaching, da begleitende Fragen und Beobachtungen des Coachs für die anschließende gemeinsame Reflektion wichtig sind. Sie können allerdings als Anregung genutzt werden, um auf deine Art des Gehens in verschiedenen Lebenslagen und in verschiedenen Gemütszustände zu achten. Und sie können Ideen aufzeigen deine Gehgeschwindigkeit oder Körperhaltung beim Gehen ggf. in eine für dich „gute“ Form zu verändern.
Hast du Interesse an meinen Coachingangeboten in der Natur? Kontaktiere mich für ein unverbindliches Kennenlerngespräch, um dein Anliegen zu besprechen oder weitere Informationen über Möglichkeiten der Zusammenarbeit zu erhalten.