The Power of „bald“ – ein Zauberwort für dein Selbstbild und in der Kindererziehung

Das Buch Mindset (Selbstbild) von Carol Dweck und ihre Ted-Talks habe ich mit großem Interesse gelesen. Es steckt viel Forschungsarbeit dahinter und ist mit den Beispielen ihrer Student:innen leicht verständlich. Einer ihrer Tipps, um von einem sogenannten „statischen“ in ein „dynamisches“ Selbstbild zu gelangen hat mich aufgrund seiner Einfachheit angesprochen. Ich gab diesen schon als Tipp für Mitarbeiterentwicklungsgespräche weiter. Letzte Woche habe ich ihn dann in einer abgeänderten Form bei der Kindererziehung angewendet. Der Effekt hat mich umgehauen.

Wie ich auf das Wörtchen „bald“ kam und weshalb es ein neues Zauberwort für mich ist

Meine Tochter fährt seit längerem Laufrad wie ein Profi. Radfahren ohne Stützräder war ihr noch zu wackelig und sie stellte ihr neues Rad zur Seite. Dann beobachtete sie andere Kinder dabei und sagte eines Morgens sie möchte es auch wieder versuchen. Nachmittags gingen wir dann also auf den Feldweg und ich ließ stückchenweise los. Sobald es kippelig wurde stieg sie ab und begann sich zu ärgern.

„Ich kann das nicht“ schimpfe sie mit Schmollmund und stampfenden Füßen. Ich versuchte es zunächst mit „Du kannst es fast, du musst nur noch ein bisschen üben“. Sie schmollte weiter und wiederholte ihr „Ich kann es aber nicht“.

Dann sagte ich „Du kannst es aber bald“. Und da sie gerade beginnt in zeitlichen Bezügen zu denken fragte sie: „Wann kann ich das? Wenn ich wieder Geburtstag habe?“. Und ich antwortete: „Nein, viel früher, bestimmt schon im Sommer“. Das schien für sie plötzlich eine Perspektive zu sein. Sie stieg wieder aufs Rad und auch nach jedem Kippen sofort wieder darauf.

Ich konnte es kaum glauben, aber sie lernte an diesem Tag das Radfahren und am Tag darauf noch das selbstständige Anfahren.

Gestern dann eine ähnliche Erfahrung beim Malen: „Ich kann keine Giraffe malen“ und der Pinsel flog auf den Tisch. Während ich mir zunächst begann meine üblichen Sätze zurechtzulegen (jeder kann alles malen lernen, egal wie es aussieht) besann ich mich auf „Du kannst bald eine Giraffe malen, lass uns ein bisschen üben“. Und was passierte? Sie malte weiter.

Mein Mann beobachtete das Geschehen beim Malen übrigens und meinte: „Wow, das probiere ich demnächst bei meinem Kollegen aus, der immer sagt er könne nur technische Kundenberatung und keinen Vertrieb.“

Das Konzept des „dynamischen Selbstbilds“

Zur Einordnung meines Praxistipps hier eine kurze Einführung zum Konzept des Growth Mindset (dynamisches Selbstbild). Eine ausführliche Beschäftigung mit dem Konzept des Growth vs. Fixed Mindset folgt in Kürze in meinem Blog.

Carol Dweck entdeckte bei ihrer langjährigen Forschungsarbeit zu Motivation, Persönlichkeit und Entwicklung, dass es zwei grundsätzlich unterschiedliche Arten von Selbtbildern gibt – ein statisches und ein dynamisches – das sich Menschen jeweils selbst (unbewusst) in unterschiedlicher Ausprägung zuschreiben. Für die persönliche Entwicklung zuträglich ist ein dynamisches Selbstbild. Bei diesem steckt der Glaube dahinter, dass eigene Fähigkeiten jederzeit entwickelbar sind und nicht von angeborenem Talent abhängig.

In einem ihrer Ted-Talks beschreibt Carol Dweck The Power of Yet – die Macht des Wortes „fast“. Der einfache aber wirkungsvolle Tipp kurz zusammengefasst: Schafft man etwas nicht oder ist eine bestimmte Fähigkeit noch nicht so ausgeprägt wie man es sich wünscht oder wie es von einem erwartet wird, sollte man den Satz „Ich kann das nicht“ ersetzen durch „Ich kann das noch nicht/ Ich kann das fast“.

In dieser sprachlichen Änderung steckt ein kompletter Perspektivwechsel. Das Wörtchen „fast“ ermöglicht den Glauben daran etwas schwierig Erscheinendes noch lernen zu können. Es macht aus einer festen Zuschreibung einer (Un-)Fähigkeit einen dynamischen Prozess der eigenen Entwicklung. Diese Perspektive ist eine der Grundlagen für ein dynamisches Selbstbild.

Glaube an deine Entwicklungsfähigkeit (Image: Canva)

Bei meiner Tochter funktionierte das Wort „bald“ aufgrund des zeitlichen Bezugs sehr gut.

Was sind deine Erfahrungen wenn deine innere Stimme sagt „ich kann das nicht“? Vielleicht probierst du mal das Wörtchen „nicht“ durch „bald“ oder „fast“ zu ersetzen?

Ich freue mich wenn du deine Erfahrungen damit teilst.

2 Kommentare zu „The Power of „bald“ – ein Zauberwort für dein Selbstbild und in der Kindererziehung“

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Hallo, ich bin Bianca

Ganzheitliche Karriere- und Resilienz-Coach, Schatzgräberin im inneren Reich der Potenziale und Mutmacherin in der Veränderung.
Die Natur ist meine Inspirationsquelle.

In meinem Blog findest du Beiträge zu Selbstwirksamkeit, Resilienz, Entscheidungsfindung und berufliche Neuorientierung, sowie auch persönliche Artikel zu mir und meinen Erfahrungen mit dem Coachingraum Natur.

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