Was ist bei Naturcoaching zu beachten? Eine Anleitung für Interessenten.

Du hast von den vielen Vorteilen gelesen die Coaching in der Natur mit sich bringt? Du kennst jemanden, der damit gute Erfahrungen gemacht hat? Dein Coach, den du durch andere Angebote bereits kennst, ist auch Naturcoach und schlägt dir vor die nächste Coachingeinheit in der Natur durchzuführen? Du denkst zunächst spontan: Warum nicht, ich bin ja gerne im Grünen.

Plötzlich tauchen aber auch Bedenken in dir auf: Was wenn ich nicht fit genug dafür bin? Was ziehe ich eigentlich an? Wie lange dauert das denn und wie weit ist es zum Treffpunkt? Was ist wenn ich auf die Toilette muss? Treffen wir da auf andere Menschen, die unser Gespräch mithören könnten? Muss ich Bäume umarmen oder auf Felsen klettern?

Bevor ihr loslegt bekommst du idealerweise viele hilfreiche Informationen in einem Vorgespräch mit deinem Coach. Um aber eine ungefähre Vorstellung von Coaching in der Natur zu bekommen, beschreibe ich in diesem Artikel was du als Coachee beachten kannst damit du die Vorteile des Coachingraum Natur gut für dich nutzen kannst. Spoiler vorab: Nein, wir umarmen keine Bäume, außer du verspürst einen eigenen Impuls es zu tun, und nein, du musst auch nicht besonders sportlich sein.

Wie du dich auf ein Coaching in der Natur vorbereiten kannst


Schritt 1: Besprich mögliche Bedenken mit deinem Coach

Bevor wir zu den eigentlichen Hinweisen zur Vorbereitung kommen, hier der vielleicht wichtigste erste Schritt, den du beherzigen solltest. Sobald irgendwelche Fragen oder Bedenken bei dir auftauchen, notiere sie dir und besprich sie im Vorfeld mit deinem Coach. Dazu führt ihr in der Regel ein Vorgespräch entweder als Kennenlerngespräch am Telefon/Online oder wenn ihr euch bereits durch Coachings in einem Coachingraum kennt als kurzes Vorbereitungsgespräch.

Schritt 2: Das solltest du bei deiner Kleidung und Ausrüstung berücksichtigen

Als Ausrüstung empfehle ich dir zunächst geeignete Schuhe mit flacher, rutschfester Sohle und stabilem Schaft. Du musst aber nicht gleich Wanderschuhe dafür kaufen, es reichen Treckingschuhe oder bei trockenem Wetter auch Joggingschuhe mit Profil. Außerdem benötigst du dem Wetter angemessene Kleidung. Am besten eignet sich der sogenannte Schichtenlook, sodass du auch mal etwas an- bzw. ausziehen kannst. Wir sind nicht ständig in Bewegung, sondern machen auch Übungen im Stehen oder Sitzen. Im Sommer solltest du Sonnencreme und ggf. eine Kopfbedeckung mitbringen und im Winter oder bei entsprechender Empfindlichkeit eine Sitzunterlage. Idealerweise hast du auch noch ein Zeckenspray im Rucksack. Zeckenspray und -zange hat aber in der Regel auch dein Coach im Gepäck.

Packe gerne einen (kleinen) Rucksack mit Getränk und Snack, denn Trinken und Essen ist zwischendurch erlaubt und bei Bewegung an der frischen Luft sogar empfehlenswert. Beim Tragen eines Rucksacks hast du deine Hände frei und kannst auch sonstige für dich notwendige Utensilien wie Handy, Taschentücher, Notizbuch oder was dir sonst noch wichtig ist einpacken. Bitte beachte aber, dass du je nach Aufenthaltsort und Route über einen gewissen Zeitraum kein Handyempfang (außer für das Absenden von Notrufen) haben wirst.

Für spezieller Formate wie einem kompletten Coaching-Tag draußen sollte die Ausrüstung eventuell mit Wechselkleidung und natürlich mehr Proviant erweitert werden.

Ein Rucksack eignet sich zum Verstauen von Getränk, Snack, Sitzauflage und weiteren Utensilien

Schritt 3: Plane ausreichend Zeit ein

Die Dauer einer Coachingeinheit wird je nach Thema und Vereinbarung zwischen dir und deinem Coach natürlich individuell festgelegt. Eine Coachingeinheit von mindestens 90 Minuten ist allerdings sinnvoll, da der im Naturcoaching besonderen Verbindung zwischen Coachee und Natur der nötige zeitliche Raum gegeben werden sollte. So nimmt beispielsweise das weiter unten noch beschriebene Ankommen in und auch Abschied nehmen vom Naturraum entsprechend Zeit in Anspruch.

Außerdem solltest du dich vorab damit beschäftigen wie lange der Anfahrtsweg zum vereinbarten Treffpunkt ist und wo du parken kannst. In der Regel trifft man sich an einem Ortsrand oder an einem gut erreichbaren Wanderparkplatz. Diese kannst du auch bei Google Maps finden. Dort triffst du direkt auf deinen Coach, der mit dir gemeinsam zum Startpunkt eurer Coachingroute läuft.

Schritt 4: Nimm bereits im Vorfeld eine offene Haltung ein

Wie bei jedem Coaching ist es wichtig, dass du dich auf den Prozess einlässt. Sei offen und neugierig was sich für dich zeigen und eröffnen wird. Bei Naturcoaching gilt die offene Haltung nicht nur gegenüber dem Prozess und der Vorgehensweise des Coachs sondern auch gegenüber den Gegebenheiten in der Natur. Das beginnt ganz banal mit deinem eigenen Erscheinungsbild. Gedanken wie beispielsweise was wenn ich komisch aussehe beim Laufen in meinen Outdoorschuhen und meiner Funktionskleidung, kannst du getrost ausblenden. Auch dein Coach wird nicht in Businesskostüm und High Heels auftreten und bei entsprechender Wahl der Coachingroute lauft ihr mit Sicherheit nicht am Szenelokal des nächsten Ortes vorbei. Das Gleiche gilt für Bedenken, dass du ins Schwitzen kommen könntest oder dir zu kalt sein wird. Das hast du entweder bei deinem Schichtenlook und der wetterfesten Kleidung berücksichtigt oder du gibst deinem Coach den Hinweis eine Pause einzulegen bzw. eine kleine Bewegungseinheit dazwischen zu schieben. Bei Angst vor Wildtieren kannst du zumindest in unseren Breitengraden davon ausgehen, dass das Hauptrisiko von Zecken ausgeht, die du mit Zeckenspray oder Zeckenkarte/-zange (hat in der Regel dein Coach im Rucksack) entgegen wirkst. Wildschweine sind in der Regel erst nach der Dämmerung aktiv und greifen uns Menschen nicht von sich aus an. Und solltest du auf die Waldtoilette müssen, so ist das kein Problem, sichtgeschützte Stellen finden sich schnell.

Wenn es begründete Bedenken im Vorfeld gibt wie beispielsweise ein schmerzendes Knie bei längeren Abstiegen, dann solltest du das direkt bei eurem Vorgespräch am Telefon oder spätestens am Treffpunkt vor Beginn der tatsächlichen Einheit ansprechen. Hat dein Coach z.B. vorgesehen zum Thema Visionssuche einen etwas höher gelegenen Standort anzulaufen, dann hat er da noch die Möglichkeit den Weg anders zu wählen und die Intervention zur Visionssuche eventuell an einem ebenen Platz mit Weitsicht durchzuführen.

So kannst du während des Coachings in der Natur aktiv mitwirken


Schritt 5: Lass dir Zeit zum mentalen Ankommen in der Natur

Die Arbeit im Naturraum ist unter anderem deshalb besonders wirksam, da wir einfacher in die Entschleunigung kommen, weniger Stress empfinden, das Unterbewusstsein besser aktivieren und aufkommende Gefühle und Körperempfindungen leichter wahrnehmen können. Dafür ist es hilfreich das Ankommen im Naturraum bewusst zu gestalten. Neben angeleiteten Ankommensübungen oder -ritualen durch den Coach kannst du selbst auch dazu beitragen, in dem du den Naturraum ganz bewusst betrittst. Lass den Alltag hinter dir, lass dich ein auf das was jetzt kommt. Stelle dir eine imaginäre Schwelle vor, die du übertrittst, die einen für dich ganz individuellen Übergang zwischen deinem Alltag und dem Hier und Jetzt in der Natur darstellt.

Den Naturraum betreten und alle Sinne öffnen

Schritt 6: Öffne deine Sinne und halte Schweigen aus

Beobachte, sei achtsam mit allem was du im Außen wahrnimmst. Was siehst du? In der Ferne, den Weg entlang, oder im kleinen, zunächst Unscheinbaren direkt vor dir. Was hörst du und was hörst du auch nicht mehr wie z.B. die Alltagsgeräusche, die mehr und mehr in den Hintergrund treten? Was spürst du? Ist es der Wind auf deinem Gesicht, der weiche Boden unter deinen Füßen, Wurzeln oder Steine, über die du gehst? Was riechst du? Lass dich darauf ein und öffne deine Sinne. Schau auch wie es dir im Inneren geht. Wie ist dein Atem? Wie ist deine Körperhaltung? Welche Erinnerungen und Gefühle tauchen bei dir auf? Und gibt es eine Wechselwirkung zwischen dem Außen und deinem inneren Erleben?

Generell ist es in einem Coachingprozess hilfreich Gesprächspausen einzulegen. Das Gesagte sacken zu lassen, damit es auch „wirklich gehört“ wird und dem Nachdenken Raum zu geben. Auch wenn du selbst gewohnt bist viel zu reden, nutze Phasen des Schweigens, um deine Gedanken, Gefühle und Körperempfindungen zu erfahren und darauf zu achten was du in der Natur vorfindest. Dadurch, dass du und dein Coach die gleiche Blickrichtung beim Gehen habt, du vielleicht ein Stückchen alleine unterwegs bist bei einer bestimmten Aufgabe oder deine Aufmerksamkeit auf einen Naturgegenstand richtest, fällt es dir wahrscheinlich wesentlich leichter Momente des Schweigens auszuhalten als in einem geschlossenen Raum mit direktem Blick zu deinem Coach.

Schritt 7: Achte darauf was die Natur dir anbietet

Achte zum einen wie bei jedem Coaching darauf wie es dir gerade geht. Benötigst du eine Pause zum Ausruhen oder musst du die Naturtoilette aufsuchen, gib deinem Coach einen Hinweis, das ist überhaupt kein Problem.

Höre aber auch darauf was die Natur dir anbietet. Sie ermöglicht dir einen einfacheren Zugang zu deinen Themen und dir selbst durch die bereits beschriebene leichtere Wahrnehmung deiner Gefühle und Körperempfindungen und damit auch deinem Unterbewusstsein. Das bewusste Ankommen im Naturraum und die wahrnehmungs- und erlebnisorientierten Anleitungen durch deinen Coach machen aus Naturcoaching mehr als nur ein reiner Coachingwalk draußen. Die Natur wird zum dritten Element im Coachingprozess mit ihren Symbolen, Metaphern und positiven Wirkungen auf Körper und Psyche.

Gib daher auch Bescheid wenn du selbst die Natur noch stärker einbeziehen möchtest. Durch die Entschleunigung im natürlichen Setting, die andere Perspektive außerhalb deiner gewohnten Alltagsumgebung und deine offenen Sinne, hast du vielleicht den Impuls an einer Stelle länger zu verweilen, weil es dir gerade gut tut oder weil gerade irgendetwas deine besondere Aufmerksamkeit fordert. Das könnt ihr dann in den Coachingprozess mit einbeziehen.

Symbole der Natur

So gestaltest du einen guten Abschluss eines Naturcoachings


Schritt 8: Die Schwelle zurück: Nimm bewusst Abschied vom Naturraum

Genauso wie es wichtig ist den Naturraum bewusst zu betreten, genauso empfiehlt es sich ihn bewusst zu verlassen. Stelle dir gerne wieder eine imaginäre Schwelle vor über die du hinaustrittst in deinen Alltag oder nutze natürlich aufkommende Grenzen wie das Ende eines Wegs, das Erreichen einer breiteren Stelle vor dem Weg zum Parkplatz oder lege einen Stock auf den Boden über den du steigst. Verabschiede dich indem du in Gedanken oder auch laut aussprichst wofür du der Natur heute dankbar bist oder welches positive Erinnerung du mitnehmen willst.

Schritt 9: Unterstütze den Transfer in den Alltag

Nimm dir Zeit für die Reflexion über das Erlebte und Erfahrene. Der Arbeitsraum Natur eignet sich hervorragend für erlebnisorientiertes Lernen. Wir können positive Gefühle und Empfindungen im Unterbewussten gut verankern. Für den nachhaltigen Transfer in den Alltag ist es aber auch wichtig diese Erlebnisse auf der Ebene des Bewusstseins zu verankern. Daher solltest du nach jeder Übung und spätestens zum Abschluss nochmal reflektieren was diese Erfahrungen für deine aktuelle Situation bedeuten und was du daraus ableiten möchtest. Schreibe es dir idealerweise kurz auf bevor du wieder in deinem Alltag ankommst. Fällt dir am nächsten Tag nachdem du darüber geschlafen hast noch etwas ein, wunderbar. Nimm dir auch dafür kurz Zeit darüber nachzudenken und es aufzuschreiben.

Das waren meine Empfehlungen für die Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung von Naturcoaching als Schritt-für-Schritt Anleitung. 

Hast du Fragen hierzu, möchtest du etwas ergänzen oder fehlen dir Schritte, lass gerne einen Kommentar hier.

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Über mich

Hallo, ich bin Bianca

Ganzheitliche Karriere- und Resilienz-Coach, Schatzgräberin im inneren Reich der Potenziale und Mutmacherin in der Veränderung.
Die Natur ist meine Inspirationsquelle.

In meinem Blog findest du Beiträge zu Selbstwirksamkeit, Resilienz, Entscheidungsfindung und berufliche Neuorientierung, sowie auch persönliche Artikel zu mir und meinen Erfahrungen mit dem Coachingraum Natur.

Viel Spaß beim Lesen!

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