Ich sitze bei offenem Fenster auf dem Sofa in meinem Büro und schreibe Morgenseiten.
Durch die Ruhe dringt leises Regengeplätscher von draußen.
Das Wetter ist in diesen Sommertagen sehr durchwachsen. Durchwachsen, was bedeutet das eigentlich?
Etwas „Gutes“ ist von etwas „weniger Gutem“ durchwachsen? Was ist denn der gute, der gewünschte Ausgangspunkt?
Beim Wetter im Sommer sind Wolken und Regen etwas, was den Wunschzustand von Sonne und Wärme unterbricht.
Für die Natur ist dies nicht der Wunschzustand. Die Natur leidet unter ausschließlicher Sonne und Hitze. Für sie ist Regen so wichtig. Das ist das perfekte Wetter. Sonne und Regen im Wechsel. Das, was wir als durchwachsen bezeichnen.

Und wie ist es in unserem Leben?
Wer legt denn fest, wann es gut ist? Wer definiert den Wunschzustand? Diesen dauerhaft zu erreichen und zu halten, ist eine Utopie.
So wie auch in der Natur etwas durchwachsen ist und das der Normalzustand ist, ist es auch in unserem Leben. Ohne Regen wächst nichts. Ohne schlechte Tage erkennt man die guten weniger. Diese werden zur Gewohnheit.
Ohne unsichere, unklare Momente im Leben, erwächst wenig Neues, wenig Entwicklung findet statt.
Daher lohnt es sich genau hinzuhören beim Gedanken: „mein Leben ist im Moment durchwachsen.“
Wie würde es für dich klingen, das Wort „durchwachsen“ mit dem Wort „erwachsen“ zu ersetzen? Was darf der empfundene Regen nähren, was in Zukunft noch mehr „er-wachsen“ darf?
Was möchtest du erblühen lassen?
Vielleicht ist genau jetzt das passende Signal, um dich mehr um die eigenen Bedürfnisse zu kümmern.
Vielleicht ist es der Hinweis, dir mehr Zeit für die Verbindung zur eigenen Umwelt, zu einem wichtigen Menschen zu nähren.
Vielleicht ist es der richtige Zeitpunkt, etwas zu tun, für das du dir schon lange keine Zeit mehr genommen hast, das dir aber Freude bereitet. Oder etwas auszuprobieren, das du schon immer einmal ausprobieren wolltest.
Und was darf der Regen dagegen auch mitnehmen, was darf er wegspülen?
Vielleicht etwas, das du dir in deinem Leben auferlegt hast, das aber nicht mehr passt. Das dich am „erwachsen“ hindert?
Ich bin dankbar für den gelegentlichen Wechsel der Wetterlage. Das Leben ist dabei zu erwachsen.
12 Kommentare zu „Durchwachsen“
Liebe Bianca, was für ein inspirierender Beitrag. Vielen Dank dafür. In den Gesetzmässigkeiten der Natur steckt so viel Lebensweisheit drin und mir gefällt, wie du dies aufgenommen hast.
Liebe Grüsse
Esther, Life Coach / Supervisorin
Danke dir, liebe Esther. Ja, so ist es.
Mir die Gesetzmäßigkeiten der Natur als Vorbild zu nehmen, erdet mich und beruhigt einen umtriebigen Geist. Liebe Grüße
Liebe Bianca,
so ein schöner, nachdenklicher und nachdenklich machender Artikel, ich bin gerade tief in Gedanken versunken.
Werde den Tag zum Erwachsen nutzen.
Liebe Grüße
Silke
Ich danke dir, liebe Silke!
Freue mich, dass es dich zum Nachdenken anregte und wünsche dir viele Erkenntnisse.
Liebe Grüße
Bianca
Danke für diesen schönen Impuls, liebe Bianca. Wir sehnen uns immer nach der Sonne und vergessen, wie sehr wir den Regen brauchen. Wie gut, dass du uns daran erinnerst! 💛
Ich danke dir, liebe Maria. Du hast mich schon so oft inspiriert 💛
Liebe Bianca, es berührt mich sehr, was du schreibst. So wertvoll das Ganze zu schätzen und nicht nur die vermeintlich „guten“ Seiten.
Liebe Eva,
ich freue mich, dass es dich berührt und zum Nachdenken anregte.
Liebe Grüße
Bianca
Liebe Bianca, du hast wunderschöne Worte gefunden, die mich sehr berührt haben. Herzliche Grüße, Susanne
Ich danke dir, liebe Susanne!
Liebe Bianca,
auch wenn dein Artikel schon ein Jahr alt ist, steht er auch für heute.
Ein interessanter Blickwinkel, der sich mir da auftut durch deinen Naturbezug ins eigene Leben zu schauen.
Vielen lieben Dank,
regnerische Grüße von Gabi,
die den Regen sehr mag, wenn er an das Fenster klopft:-)
Liebe Bianca,
ich sollte nicht ohne einen ersten Kaffee am Sonntagmorgen so früh kommentieren, lach, natürlich ist dein Artikel quasi druckfrisch und nicht schon ein Jahr alt, lach… meine Brille ist nun frisch geputzt und ich möchte dich für die Irritation um Entschuldigung bitten, zwinker:-)
Verregnete Grüße von der Mosel in die Pfalz,
Gabi